Floorball Grizzlys Salzwedel feierten große Erfolge im Juniorenbereich und brachten Nationalspieler hervor
Floorball ist innerhalb von 20 Jahren in Salzwedel zu einer sportlichen Hausnummer geworden. Vier Spieler aus der Hansestadt haben es bereits zu Spielen in der Nationalmannschaft gebracht. Schwerpunkt war und ist eine gute Nachwuchsarbeit bei den Floorballern.
alzwedel l Die Sportart Floorball, früher als Uni-Hockey bekannt, ist in Deutschland noch nicht in aller Munde. Dabei ist die Sportart mächtig im Kommen. Als Uni-Hockey mit Ursprung in den USA und rasanter Verbreitung in Skandinavien in den 1970er Jahren erfreut sich der Hallensport mit Schläger und Ball hierzulande immer größerer Beliebtheit.
In Salzwedel entstand im Jahr 2001 die erste Floorball-Sektion beim Turnverein Jahn. Der TV Jahn Salzwedel schickte sich seither an, Floorballmannschaften in regionale Wettkämpfe zu schicken. Unter dem Eigennamen Floorball Grizzlys Salzwedel nahmen sie seither an überregionalen Wettkämpfen teil. Seit 2020 sind die Grizzlys nun Bestandteil des 2017 gegründeten SV Jeetze.
Der neu gegründete Verein mit der gleichnamigen Schule lockt mittlerweile viele neue Mitglieder, die es verstehen, mit Hockeyschläger und Ball umzugehen. Die Volksstimme sprach mit Kreisfachverbandschef Floorball Heino Radtke und Vereinschef Mathias Schnoor über Ursprung, Stellenwert und Entwicklung der Sportart in der Altmark, Zukunftsperspektiven des Floorballs und ihren ganz persönlichen Bezügen zur Sportart.
Eine eigene Liga auf Kreisebene lohnt sich im Altmarkkreis Salzwedel nicht. Die Freude am Spiel ist auf Seiten der Spieler der Region jedoch ungebremst. Turniere und Spiele auf regionaler sowie nationaler Ebene gegen die Besten ihrer Zunft durften die Grizzlys, wie sich die Spieler des SV Jeetze Salzwedel nennen, bereits in der jüngeren Vergangenheit der Vereinszugehörigkeit im Floorballspielbetrieb bestreiten.
Der SV Jeetze gilt als einer der jüngsten gegründeten Vereine der westlichen Altmark und ist eng mit der Jeetzeschule Salzwedel verbunden. Feierlich wurde der Verein am 29. November 2017 in das Register des Kreissportbundes Altmark West aufgenommen. Die Sektion Floorball gehört seit Januar 2020 zum Verein. Dessen Angebot umfasst darüber hinaus Basketball, Volleyball, Leichtathletik, Gymnastik und Futsal. Das Hauptaugenmerk liegt trotz vielfältiger Angebote aber auf dem Floorballsport. Und die Ergebnisse und Erfolge der Grizzlys, schon vor ihrer Zeit beim SV Jeetze, können sich mehr als sehen lassen.
Die Floorballer konnten bereits bei den Deutschen Meisterschaften auf sich aufmerksam machen. Einige Talente haben bereits den Sprung in die Juniorenlandesauswahl geschafft und durften sportliche Höhenluft schnuppern. Hierzu zählen unter anderem Spieler wie der 15-jährige Martin Freise oder Fabian Hocke.
In der Vergangenheit schafften mit Jessica Schulz, Indra Reck, Max Radtke und Christopher Budras sogar Salzwedeler den Sprung in die jeweiligen Nationalmannschaften im jeweiligen Jahrgangsbereich. Diese Beispiele verdeutlichen nicht nur, wie wichtig der Floorball als Aushängeschild, sondern auch als Sprungbrett für begeisterte Sportler in der Westaltmark sein kann.
Heino Radtke leistet Pionierarbeit
Der Vater der positiven Entwicklung des Floorball im Altmarkkreis Salzwedel ist Heino Radtke. Mit profunden Kenntnissen aus der Floorball-Weiterbildung für das Lehramt Sport sowie eigener Erfahrungen auf der Trainerbank des TV Jahn Salzwedel hat der Kreisfachverbandschef maßgeblichen Anteil am erfolgreichen Abschneiden der Floorballspieler im Nachwuchsbereich der Salzwedeler. Auf diesem manchmal steinigen Weg konnte er sich immer auf ein motiviertes Team aus Übungsleitern und Eltern verlassen, ohne die es niemals so eine Entwicklung gegeben hätte. „Stellvertretend sei an dieser Stelle vor allem am leider verstorbenen Mitstreiter Gerd Bünte erinnert, der all seine Kraft für unsere Sportart einsetzte. Danke, Gerd“, sagt Heino Radtke.
Am Anfang wurde Radtke für die Idee belächelt, den Floorballsport anzukurbeln. „Das hat mich motiviert, die Sache weiter ins Rollen zu bringen. Mittlerweile kann Radtke darauf verweisen, Spieler aus den eigenen Reihen zu einer Floorball-Weltmeisterschaft gebracht zu haben.
Der Floorballsport, der beim TV Jahn Salzwedel im Jahr 2001 Fahrt aufnahm, ist nun zum SV Jeetze übergegangen. Die Zahl aktiver Spieler blieb konstant bei zirka 100. Die Herrenmannschaft darf sich in der Lessinghalle kontinuierlich auf die Unterstützung von 80 bis 100 Zuschauer während ihrer Heimspiele verlassen.
Erfolgsrezept „Schulsport“ geht voll auf
Über den Schulsport und die Ausrichtung von Schulturnieren können interessierte Schüler bereits früh für den Floorballsport begeistert werden. Bei Turnieren wie den Kinder- und Jugendspielen des KSB oder den Schulwettbewerb „Jugend trainiert für Olympia“ wird der Grundstein gelegt für das Interesse an dem Sport. Regelmäßige Fortbildungen für Sportlehrer und Übungsleiter sind dabei genauso wichtig.
Die Intention, dem Floorballsport in Salzwedel ein stabiles Gerüst zu verleihen, ruht dabei auf verschiedenen Schultern im Verein. Ob der Spielertrainer der Herren, Max Radtke, die Nachwuchstrainer wie Mathias Schnoor (U-11), Mal Hie Im (U-13 und U-15), sowie Raik und Julian Oleschkowitz – sie sind die Säulen für eine weitere erfolgreiche Nachwuchsarbeit der „Grizzlys“ aus Salzwedel.
„Es wachsen immer wieder neue Kinder nach. Das ist auch gut so, denn wenn die Spieler das 18. Lebensjahr vollenden und das Abitur machen, verlassen sie den Verein meist, um zum Studium in eine größere Stadt zu gehen“, verweist Schnoor auf die großartige Entwicklung in der Jugendarbeit im Verein, die zugleich die Herausforderung birgt, Abgänge junger Talente zu kompensieren.
Der nachteilige geographische Faktor, die nächst größere Floorballstadt in Magdeburg zu wissen, führt zwangsläufig dazu, ambitionierte Spieler nicht dauerhaft in Salzwedel halten zu können. Der Fluch der guten Tat führt zum Kreislauf von Produktion und Reproduktion.
Geformte Rohdiamanten werden andernorts geschliffen. Weißenfels, Leipzig und Berlin sind weiterführende Destinationen für begabte Teenager im Erwachsenenalter. Dem SV Jeetze ist das Image als Talenteschmiede in der jüngeren Vergangenheit sicher gewesen. Zugleich muss der Verein um den positiven Status kämpfen, da gute Talente durch nachkommende Generationen ersetzt werden müssen. Der gute Lauf in der Nachwuchsarbeit ist keine Selbstverständlichkeit.
„Das Vertrauen in unsere Arbeit und die individuelle Weiterentwicklung ist auf Spielerseite vorhanden“, erklärt Schnoor, für den die Vorteile und das Positive in der Entwicklung beim SV Jeetze überwiegen. Dies zeigt sich auch anhand der Bereitschaft des Elternhauses, das Hobby Floorballsport und die Entwicklung des eigenen Nachwuchses zu unterstützen. „Wir haben zweistündige Auswärtsfahrten zu den Spielen, beispielsweise nach Leipzig. Die Eltern ziehen da aber komplett mit, laden die Autos auch mit anderen Kindern voll und fahren am Wochenende geschlossen mit. Während der Spiele versucht keiner der Elternteile, den Trainer zu spielen. Atmosphärisch ist es bei den Spielen sehr angenehm und ein faires Miteinander bei den Spielen“, blickt Schnoor auf die Wettkampferfahrungen bei Auswärtsfahrten zurück.
Träume werden im Floorball schneller wahr
Im Floorballsport läuft es gegenwärtig für die Altmärker aus Salzwedel rund. Doch was macht den Floorballsport in der Westaltmark und insbesondere in Salzwedel so attraktiv für Sportler, um sich für den Spielbetrieb der rasanten Sportart zu begeistern? „Im Floorball können Träume wahr werden. Das hat die Vergangenheit (vier Floorballspieler bei der Nationalmannschaft d. Red.) eindrucksvoll bewiesen. Es gibt mittlerweile auch viele Legionäre in der Deutschen Nationalmannschaft. In den Topligen in Schweden, Tschechien, Finnland oder der Schweiz kann man mit dem Floorball gutes Geld verdienen. Mit einem Stipendium kann man sicherlich auch in den Ländern, in denen professioneller Floorball gespielt wird, nebenbei studieren und Geld verdienen. In Schweden zum Beispiel konzentrieren sich die Spieler ganz auf ihren Sport und machen nichts anderes, als jeden Tag Floorball zu spielen. Deshalb ist die Nationalmannschaft auch so erfolgreich und spielt in der Floorball-Welt die erste Geige“, weiß Mathias Schnoor.
Corona als Hemmnis bei Entwicklung der Spieler
Im Zuge der Corona-Krise ruht im Amateursport der Spielbetrieb. Allein deshalb kann es für die Altmärker laut Grizzly-Organisationsleiter Schnoor nur ein formuliertes Ziel geben: „Wir wollen unseren Mitgliederbestand halten. Zum Glück gab es noch keine Austrittswelle durch Corona. Allerdings wurden unseren Junioren coronabedingt zwei Jahre ihrer Entwicklung genommen. Das finde ich schade, aber wir werden nach Aufhebung der Beschränkungen sicherlich noch das eine oder andere Freundschaftsspiel bestreiten, damit die Saison nicht völlig verkorkst ist.“
Die Hoffnung, dass die im Oktober begonnene Saison der Floorballteams zu Ende gespielt wird, ist eher gering. Wenn die Halle in der Lessingschule für den Floorball wieder öffnen darf, werden die Grizzlys trotz spielerischer Versäumnisse zumindest im Training mit Feuereifer zu den Schlägern greifen. „Wer einmal zum Floorballschläger gegriffen hat, der ist süchtig danach und lässt ihn nicht mehr los. In diesem Sinne – lasst uns Floorball spielen! Floorball lebt vor allem in der Altmark“, unterstreicht Heino Radtke.
Quelle: Von Fabian Schönrock VOLKSSTIMME